Rettet die Bonner Schwimmkultur!
Es hat sich einiges getan in den letzten Tagen. Man muss gar keine satirischen Texte mehr schreiben, da sich die komplette Situation rund um den Bürgerentscheid zur einer Realsatire entwickelt. Zeit für ein kleines Update!
Mit NEIN für den Spaß! und andere falsche Infos
Plakate zum Bürgerentscheid scheinen seit geraumer Zeit in Bonn quasi von selbst an den Laternen zu wachsen.
Dabei stechen vor allem jene heraus, auf denen grinsende Kinder für ein „Spaßbad für Bonn“ werben und mit dem Slogan „Rettet die Seepferdchen“ dafür geworben wird, mit Nein zu stimmen.
Diese Plakate stammen von dem Multimillionär Horst Burbulla, der 2005 einen Oscar eingeheimst hat.
Herr Burbulla trägt mit seinen irreführenden Plakaten nicht wirklich dazu bei, die Bürger zu informieren.
Hier müssen keine Seepferdchen gerettet werden, und sie werden auch durch ein JA! in keinem Fall gefährdet.
Herr Burbulla nutzt ganz klar die Unwissenheit der Leute aus. Aber er möchte ja auch in der naturgeschützten Rheinaue einen 166 Meter hohen, verschnörkelten Glasturm bauen. Da möchte sich wohl einfach einer in Bonn ein Denkmal setzen und die Stadt zu einem Disneyland machen.
Hochemotional und durchaus amüsant für war letzte Woche war außerdem die Pressemitteilung des Beueler Judoclubs, in der man aufgrund von oberflächlicher und schlampiger Recherche davon ausging, dass die Bürgerinitiativen gegen den städtischen Werbeflyer der Stadt klagen. Die Bürgerinitiativen würden ihr politisches Kräftemessen auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen austragen. Diese werden schon auf Herrn Burbullas Plakaten als Werbemittel benutzt. Wenn man ein Kind fragt, ob es eine Rutsche möchte, schreit es natürlich „JA!“ Genauso gut könnte man ihm Gummibärchen anbieten. Diese Art von Argumentation scheint aber momentan in Mode zu sein.
Bürgerinitiative gründet sich gegen Bürgerinitiative um für etwas zu kämpfen, was von der Stadt bereits beschlossen ist…
Klingt absurd, ist aber so. Eine weitere Bürgerinitiative hat sich inzwischen gegründet, die vehement für den Bau des Zentralbades stimmt und damit für etwas kämpft, das längst beschlossen ist.
Und auch hier werden die Kinder wieder als Mittel zum Zweck genutzt. Die Initiatoren der neuen Bürgerinitiative sind in den sozialen Netzwerken oft diejenigen, die sich zähnefletschend auf sachlich vorgetragene Argumente unsererseits stürzten.
Nun mag der Leser stutzen, denn: Auf unserem Flyer finden sich genau jene Argumente! Schulschwimmunterricht ist eines unserer wichtigsten und stetig vorgetragenen Argumente:
Dazu kommen lange Anfahrtszeiten, sodass Kinder und Jugendliche nicht „mal eben“ ins Schwimmbad gehen oder fahren können. Und auch wenn das Zentralbad – wie übrigens jedes modernisierte und sanierte Bad – barrierefrei wird, so sind doch lange Wege und Anfahrten für Menschen mit Handicap die weitaus größeren Barrieren.
Diese Argumente also gegen uns und für ein NEIN zu verwenden und dazu auch noch mit Bildern von lachenden Kindern zu werben, hat einen sehr faden Beigeschmack.
Fakten, Fakten…Fikiton?
Dass Kinder auch von der Stadt gern als Motiv für Ihre Werbeflyer genutzt werden, sieht man auf obigem Bild. Es ist aber auch einfach zu verlockend, Familien auf diese Art und Weise zu ködern. Ebenso im NEIN-Flyer, der mit seiner Gegenüberstellung absolut unseriös und peinlich wirkt:
Dies ist ein Vergleich der mehr als 60 Mio. Euro teuren Neubaupläne mit dem IST-Zustand in Kurfürsten- und Frankenbad nach jahrzehntelanger, selbst herbeigeführter Verwahrlosung. Ganz offensichtlich muss man aber zu solchen Mitteln greifen, um den Bürgerinnen und Bürgern das Zentralbad schmackhaft zu machen.
Wir haben uns diese Fakten einmal genauer angesehen und in einem eigenen Faktencheck gerade gerückt:
Immer wieder dieses Abstimmungsheft…
Jaja, diese Abstimmungshefte. Hier noch einmal die Zusammenfassung bisher:
- Die Stadt möchte die gesetzlich vorgeschriebenen NEUTRALEN Hefte nicht verschicken. Begründung: Mit 120.000 Euro Druck- und 130.000 Versandkosten ist das Unterfangen zu teuer. Die Bürger können sich im Internet selbst informieren oder bei Interesse selbst anfordern. Auch interessierte Gruppierungen dürfen Hefte zur ehrenamtlichen Verteilung anfordern. Klingt nach: Sind die Bürger nicht informiert, stimmen Sie so, wie man es ihnen vorgibt.
- Die Bürgerinitiativen nehmen das Angebot der ehrenamtlichen Verteilung an und würden der Stadt damit die Versandkosten sparen. Wir haben außerdem von einer alteingesessenen lokalen Druckerei ein Angebot für den Druck von 240.000 Abstimmungsheften eingeholt. Ergebnis: Es kostet die Hälfte der städtischerseits angeführten Druckkosten.
- Die Stadt nimmt keine Stellung zum Zustandekommen der Druckkosten und stimmt gegen die stadtweite Verteilung der neutralen Hefte, in der jede Fraktion sich positionieren kann. Ergo: Die Stadt will nicht informieren!
Den Audiomitschnitt aus der Ratssitzung zu dem Thema gibt es hier zu hören. Der Zusammenschnitt ist bearbeitet, da die sich zu Wort meldenden Politiker von CDU, FDP, Grüne, SPD und AfB auf Anfrage nicht geäußert haben.
Und jetzt machen diese verflixten Hefte schon wieder Ärger! Eine für Montag anberaumte Pressekonferenz zu den Heften wurde abgesagt, da der Oberbürgermeister die Texte auf „ehrverletzende oder eindeutig wahrheitswidrige Behauptungen“ überprüft, um sie im Ernstfall zu streichen. Das mag 1) wie eine Hinhaltetaktik wirken und 2) wie ein weiterer Versuch, die Bürger in der Stadt gegeneinander aufzuwiegeln und böses Blut zu schüren, indem man die Zentralbad-Gegner durch derartige Meldungen in schlechtes Licht rückt.
Da stellt man sich die Frage, ob die Bürgerinitiativen die Texte der Stadt ebenfalls auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen dürfen. Wenn man sich die Flyer anschaut, fragt man sich schon, was dabei herum käme…
Last, but not least: Die Grünen machen einen auf Adenauer
„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
Auf der Website der Grünen Bonn findet sich ein Artikel aus dem Jahre 2012, in dem sie sich zur Zukunft des Frankenbades äußern.
Darin setzt sich die Partei „für den Erhalt des Frankenbades ein“, denn „[d]as Frankenbad spielt neben seiner wichtigen Funktion für den Schwimm- und Schulsport eine unverzichtbare Rolle im sozialen Leben der Nordstadt. […] Der Aufgabe des Frankenbades würde einen massiven Verlust an Lebens- und Wohnqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der Nordstadt bedeuten.“
Ach ja, das klingt richtig und einleuchtend. Aber Moment, die Grünen? Das sind doch die, die gerade mit CDU und FDP für das Zentral- und gegen das Frankenbad stimmen?!
Ist denen plötzlich der Schwimm- und Schulsport als unverzichtbare Rolle im sozialen Leben der Nordstadt egal geworden? Und was ist mit dem massiven Verlust an Lebens- und Wohnqualität? Nein, da kann etwas nicht stimmen, die haben sich sicher vertan. Die stehen doch schließlich zu ihren Aussagen. Das ist bestimmt ein grooooßes Missverständnis. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Alle mal mitmachen hier!
Wir haben eine neue Rubrik, die da heißt Mitmachen!
Dort könnt ihr euch für die Information der Bonnerinnen und Bonner und für ein JA! im Bürgerentscheid einsetzen.
Vom Button-tragen über Geld spenden bis hin zu Abstimmungsheften bestellen (sofern diese je veröffentlicht werden) gibt es mehrere Möglichkeiten. Macht mit!
Vielen Dank!